Oh nein, Alice
Gestern einen Artikel im New Yorker über Alice Munro gelesen. Erschütternd. Sie wusste, dass ihr Partner ihre kleine Tochter missbrauchte und hat jahrzehntelang geschwiegen. Nicht nur das. Sie hat ihre Ahnungen, bestimmte Situationen, ja sogar die Tagebucheinträge ihrer Töchter zu Literatur verarbeitet. Wie soll ich jemals wieder ihre Texte lesen, ohne nach Spuren dieser Verbrechen zu suchen? Absurd wie noch nie erscheint mir hier die Idee, Werk und Autorin zu trennen.
Noch während des Lesens steigt Dankbarkeit in mir auf. Dafür, dass ich erst mit dem öffentlichen literarischen Schreiben begonnen habe, als die Kinder schon erwachsen waren. Ich kenne ja diese Lust, alles aus dem Leben herauszuziehen und schreibend zu Gold zu machen.